10. Okt. 2022
Täglich stehen bei der Kamilombe Mine, in der Demokratischen Republik Kongo, über 600 Frauen barfuß in schwermetallhaltigem Wasser und spülen das kobalthaltige Erz mit bloßen Händen. Ohne Schutzkleidung kann das die Gesundheit enorm gefährden. Wir wollen euch in diesem Blogartikel vorstellen, wie sich die Fair Cobalt Alliance (FCA) gemeinsam mit lokalen Organisationen für die Verbesserung dieser Arbeitsbedingungen einsetzt.

©Fair Cobalt Alliance, 2020
Vor etwas mehr als einem Jahr haben wir euch bereits von der Fair Cobalt Alliance, bei der wir seit Anfang 2021 Mitglied sind, berichtet. Die FCA setzt sich in der Demokratischen Republik Kongo für faire Arbeitsbedingungen im Cobalt Kleinbergbau ein. Den Blogartikel könnt ihr euch hier gerne nochmal durchlesen.
In diesem Update wollen wir euch anhand eines Beispiels zeigen, wie sich die FCA bei den Minen einbringt und so eine nachhaltige und messbare Veränderung bewirkt.

©Fair Cobalt Alliance, 2022
Das aus den Stollen der Kamilombe Mine geförderte Kobalterz wird in einem See gewaschen, der an das Minengelände angrenzt. Das Waschen erhöht den Cobalt-Anteil im Erz, dass dann weiterverkauft und verarbeitet wird. Diese Arbeit ist körperlich sehr herausfordernd, aber schlecht bezahlt. Die Frauen verdienen hier durchschnittlich zwischen $7,5 und $12,5 pro Tag, je nachdem wie viele Säcke Erz am Ende des Tages auf der Waage landen. Als stehendes Gewässer wird der Schwermetallgehalt des Sees mit jedem Waschgang höher. Bisher wurde ohne jegliche Schutzkleidung gearbeitet, sodass die Arbeiterinnen stetig dem schwermetallhaltigen Wasser ausgesetzt waren, was zu Hautausschlag und Infektionen führen konnte.
Die FCA hat sich mit den lokalen Organisationen Coopérative Minière pour le Développement et le Social (CMDS) und der Washerwoman Association zusammengeschlossen, um hier Veränderung zu schaffen. Gemeinsam setzen sie sich dafür ein, dass es hier eine nachhaltige Verbesserung gibt.
Vermietung von Schutzkleidung
Die Lösung für das Problem hier ist naheliegend: Schutzkleidung. In der Vergangenheit waren die Anschaffungskosten für diese zu hoch. Die FCA arbeitet eng mit den lokalen Organisationen zusammen, um wirksam Abhilfe zu schaffen. Basierend auf durchgeführten Umfragen wurden Gummistiefel als wichtigstes, fehlendes Equipment identifiziert. Die entwickelte Lösung ist eine tägliche Vermietung von Gummistiefeln, wie sie im Bild (unten/oben) zu sehen sind. Die hierbei entstehenden Einnahmen sollen zur Instandhaltung und in Zukunft auch für den Kauf weiterer Schutzkleidung – wie bspw. Handschuhe – genutzt werden, damit sich das Projekt selbstständig erhält.

©Fair Cobalt Alliance, 2022: Ausgabe der Schutzkleidung
Die Vermietung kostet täglich $0.75, davon übernimmt die CMDS $0,25. Seit April diesen Jahres werden täglich bis zu 400 Paar vermietet. Zurzeit wird eine Auswertung des Projektes durchgeführt, um zu erschließen, ob und wie viele weitere Paare an Gummistiefeln angeschafft werden sollen. Im Fokus der Auswertung steht außerdem die Zufriedenheit der Nutzenden und inwieweit sich dadurch ihre tägliche Arbeit und Gesundheit verbessert hat. Perspektivisch ist das Ziel, auch für andere Bereiche der Mine Schutzkleidung und Equipment nach demselben Prinzip zu vermieten. Mehr zu dem Projekt könnt ihr auch hier auf der FCA Webseite nachlesen.

©Fair Cobalt Alliance, 2022: Coopérative Minière pour le Développement et le Social (CMDS)
Für uns ist die Zusammenarbeit mit der FCA ein Herzensanliegen und bildet einen wichtigen Teil in unserem Konzept der Umarmung unserer Lieferkette (mehr dazu in unserem Wirkungsbericht S.35). Auch wenn wir nicht vollständig nachverfolgen können, aus welcher Mine das Kobalt für unsere Akkus stammt, wollen wir uns trotzdem weiterhin dafür einsetzen, dass mehr faires Cobalt in den Umlauf kommt und so stetig mehr Menschen in besseren Arbeitsverhältnissen arbeiten.
13. Juli 2022
Spaten in die Hand, Loch budeln, Pflänzchen rein…was Gutes ist doch schnell getan oder? Wir haben gemerkt, dass es sich lohnt genauer nachzudenken und hinzusehen. In der Vergangenheit haben wir Bäume gespendet und auch selbst eingesetzt. In diesem Artikel wollen wir euch das Projekt „WAPFL“ vorstellen und unsere Gedanken zu dem Thema Bäume pflanzen teilen. Wir haben zusammengetragen, worauf bei Baumpflanzaktionen auf der ganzen Welt geachtet werden sollte. Denn so schön jeder gepflanzte Baum ist, wir finden, dass sie nicht mit falschen Versprechen verkauft werden sollten.
Obstbäume in Nordhessen
Zunächst zum Projekt „WAPFL von der Wabe bis zum Apfel“: Im Rahmen des Projekts soll dort eine Obstbaumwiese entstehen, welche von Menschen mit Depressionen oder anderen psychischen Erkrankungen und Beeinträchtigungen erschaffen und gestaltet wird. Das Projekt wird vom Sozialzentrum OIKOS umgesetzt, welches 30 km südlich von unserem Firmensitz in Falkenberg liegt. Es geht hier in erster Linie darum gemeinsam einen Raum zu erschaffen, wo Menschen, die das Zentrum besuchen, der Natur näher kommen können. Durch die Pflanzung und Pflege der Bäume können sie teilhaben, mitgestalten und ein Verständnis für die Natur entwickeln. Die Wertschätzung der eigenen Arbeit und der Umwelt stehen hier im Vordergrund. Wir haben hierzu zehn Apfelbäume zur Verfügung gestellt und freuen uns das Projekt zu unterstützen. Die Wiese soll eventuell durch eine Imkerei, Hochbeete oder einen Teich ergänzt werden.

Nicht nur bei uns in der Region wird für gute Zwecke gepflanzt, sondern auf der ganzen Welt. Oft geht es dann nicht nur um die Erschaffung sozialer Räume oder ökologische Landwirtschaft. Die Fähigkeit ausgewachsener Bäume CO2 zu speichern ist ein wichtiger Beitrag zum Klimaschutz, der mitunter gerne kommerzialisiert wird. Mit dem Produktkauf geht das Versprechen einher, dass dafür ein Baum gepflanzt wird oder die Möglichkeit, zur CO2-Kompensation, die Anzahl an notwendigen Bäumen zu erworben. Dass die Umsetzung nicht immer so einfach ist, haben bereits verschiedene Medienberichte gezeigt und auch uns dazu veranlasst mal übers Bäume pflanzen nachzudenken.
Baum gekauft = Baum gepflanzt?
Gerade bei Pflanzungen in weit entfernten Ländern ist es schwer nachzuvollziehen, ob und wie die Projekte umgesetzt werden. Um zu verhindern, dass Gelder versickern oder zweckentfremdet werden, ist es sinnvoll, direkt an das jeweilige Projekt zu spenden. Abgesehen davon ist es (ohnehin) interessant sich mit den jeweiligen Organisationen auseinander zu setzen, die mit solchen Kooperationen werben. Hiermit meinen wir nicht die baumpflanzenden Projekte im Globalen Süden, sondern die jeweiligen Partnerorganisationen im Globalen Norden. Diese Konzerne können dadurch #greenwashing betreiben: Sie können die gespendeten Gelder mit dem eigenen Treibhausgaskonto verrechnen und sich somit nach außen hin „grüner“ darstellen und zeitgleich in Abholzungsprojekte involviert sein. Auch wenn die von ihnen finanzierten Setzlinge wertvoll sind, kann die Kommunikation nach außen, die als Rechtfertigung für Umweltschäden verwendet wird, problematisch sein.
Ein Samen wächst selten allein
Baumpflanzaktionen können, wie es das WAPFL-Projekt zeigt, großen sozialen Mehrwert haben. Nicht nur die Natur selbst gibt viel zurück, sie ermöglicht auch in Gemeinschaft zusammenzuarbeiten. Denn es braucht Menschen, die sich um die gepflanzten Samen oder Bäume kümmern.
Dadurch können neue Jobs geschaffen werden. Neben dem Pflanzen selbst, kann zum Beispiel bei landwirtschaftlichen Bäumen auch die Ernte und Bewirtschaftung der Bäume zur Beschäftigung werden.
Egal wo Bäume gepflanzt werden, ist es auch aus weiteren Gründen wichtig die lokale Bevölkerung miteinzubinden. Geht es um größer angelegte Projekte im Globalen Süden, ermöglicht die Zusammenarbeit mit der lokalen Bevölkerung eine lokale, langjährige Überprüfung und Instandhaltung der neuen Wälder. Vor allem wird auch verhindert, dass neue Bäume gegen den Willen der lokale Bevölkerung gepflanzt werden, sie sich deswegen an ihnen stört oder Unklarheiten über die Zukunft und das Ziel der Wälder entstehen. So kann vermieden werden, dass die Bäume zum Beispiel überfrüht gefällt werden und sicher gestellt, dass sie ihr Ziel der nachhaltigen CO2 Speicherung überhaupt erst erreichen.
Die Renaturierung und Bewirtschaftung einer geschlossenen Mine durch ehemaligen Minenarbeitenden im Projekt Heart Beat Garden zeigt, dass auch dort wo erst Berufe weggefallen sind, durch Zusammenarbeit neue geschaffen werden können.
Sind immer mehr Bäume immer besser?
Naja, insgesamt auf der Welt natürlich schon. Nur ist es auch wichtig hier im Auge zu behalten, dass nicht aus allen Sprösslingen Bäume werden, vor allem bei zu dicht bepflanzten Monokulturen. Wenn Bäume zu wenig Platz und Nährstoffe haben, gehen sie ein. Dieser Aspekt ist gerade bei Projekten mit spezifischen, großen Pflanzzahlen im Kopf zu behalten. Es ist leicht tausende von Samen zu verstreuen und zu behaupten es wurden tausende von Bäumen gepflanzt, auch wenn letztendlich nur ein Bruchteil der Bäume wirklich heranwachsen und Nutzen bringen.

Ein Fichtenwald ohne Unterholz und attraktivem Lebensraum für Tiere – eine Monokultur, wie sie auch in Deutschland üblich ist.
Abgesehen von dem erschwerten Wachsen der Bäume, sind Monokulturen bekanntlich auch aus anderen Gründen wenig nachhaltig: dem Boden werden unausgewogen Nährstoffe entzogen, Tiere können sich nicht natürlich ausbreiten und die Bäume sind besonders anfällig für Schädlingsbefall, was häufig zu Nutzung von teils umweltschädlichen Pflanzenschutzmitteln führt. Monokulturen sind also weit weg von der natürlichen Form eines Waldes, dementsprechend ist es besser geeignete Mischkulturen zu pflanzen, insbesondere bei Projekten, die sich um Aufforstung bemühen. Hierfür sollte in erster Linie der lokale Wald zum Beispiel dienen – vorhandene Baumkombinationen sprechen für ein funktionierendes Ökosystem, umso mehr der neue Wald dem alten bzw. angrenzenden entspricht desto besser. Dadurch können sich Tiere leichter einfinden und auch Sträucher und Unterholz können sich mit der Zeit in den neuen Wald ausbreiten. Es gibt auch Stimmen die sich dafür aussprechen, gar keine Bäume zu pflanzen und stattdessen es der Natur zu überlassen, bereitgestellte Flächen wiederzuerobern.
Die Lösung für zu viel CO2?
Abgesehen von der Baumsorte, spielt der Pflanzort im Bezug auf die CO2 Bilanz eine Rolle: Bäume in Deutschland können zum Beispiel nicht als CO2 Neutralisierer berechnet werden, da sie bereits mit der staatlichen, deutschen CO2 Bilanz verrechnet werden. Diese deckt wie das Umweltbundesamt erklärt zum Beispiel deutschlandweit Auto- und Kraftwerkabgase, kann somit jedoch nicht Treibhausgasemissionen von privat Unternehmen decken.
Das bedeutet um Klimaneutralität für ein Produkt oder eine Firma durch Baumpflanzaktionen zu erlangen, dürften die Bäume nicht innerhalb Deutschlands gepflanzt werden. Um Bäume bei der Treibhausgasrechnung gegenrechnen zu können, müssen sie in Ländern gepflanzt werden, in denen sie nicht verwendet werden um die staatliche Bilanz auszugleichen. Dies ist eher in Ländern des Globalen Südens der Fall.
Also? Jetzt Bäume pflanzen oder nicht?
Klar, aber eben wissen wo: wenn ihr einen oder viele Bäume spenden oder verschenken wollt, informiert euch über die Projekte. Pflanzen kann einen großen positiven Impact auf die Umwelt, aber auch für die lokale Bevölkerung haben. Sucht nach weiteren Quellen um einen besseren Einblick darüber zu bekommen, ob diese Projekte nachhaltige Ansätze haben und auch so umgesetzt werden.